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„Glanz strahlt von der Krippe auf, / neues Licht entströmt der Nacht. /
Nun obsiegt kein Dunkel mehr, / und der Glaube trägt das Licht.“

So lautet eines der ältesten Weihnachtslieder, das auf das 4. Jahrhundert zurückgeht und sich unter Nr. 227 in unserem Gotteslob befindet. 

Wie eine Illustration dieser Verse mag man das Bild empfinden, das in der diesjährigen Heiligen Nacht in St. Jakobus Karthaus entstand: Auf der Grabplatte des Ritters von Keppel breitet sich eine kleine Krippenlandschaft aus – zwischen dem freundlich-zugewandten Engel und dem wohlbehüteten Licht von Bethlehem. Das mittelalterliche Chorgestühl an den Seiten sowie der aufstrahlende Hochaltar mit den illuminierten Tannenbäumen geben eine eindrucksvolle Kulisse ab. Am linken Bildrand ziehen bereits die Weisen aus dem Morgenland heran … 

Das Auge genießt ein solches Bild in vollen Zügen. Doch was ist denn das? Am rechten Bildrand: die 2020 obligatorische kleine Sprühflasche mit dem Desinfektionsmittel. Ein paar Klicks auf dem Rechner, und dieser Störenfried mit weißer Kappe wäre aus der Weihnachtsromantik verbannt. 

Aber Weihnachten ist nun mal nicht „Romantik“. Weihnachten meint: Gott bekennt sich zur Realität, tritt ein in die Welt, wie sie ist. Weihnachten will erinnern und ermutigen, dass wir uns nicht in Angst und Sorge vergraben und so dem Leben womöglich ausweichen; dass wir uns mit Zuversicht und zugleich in Demut der Wirklichkeit stellen – zu der in diesem Jahr unabdingbar das Desinfektionsfläschchen gehört.

Zu seinem diesjährigen Weihnachtsgruß setzte Pfarrer Weishaupt ein Gedicht von Andreas Knapp:


Corona-Virus

 

ein winziges Stück RNA

erinnert die Krone der Schöpfung 

an ihre Sterblichkeit

 

alle Welt gerät in Panik

man hatte das tatsächlich

vergessen