Advent 2014
 

Es ist wieder soweit. Werbeplakate und -flyer laden zum traditionellen „Stephanus-Steinigen“ ein.
Der Brauch des "Stephanus-Steinigen" mutet jedoch seltsam an: 
Ein Mensch, der für seinen Glauben bis zum Schluss einsteht, wird zur Kneipenkultur, ein gewaltsamer Tod Anlass für ein Trinkgelage – denn "das Kind muss ja einen Namen haben".
Doch diese Sitte ist überdenkenswert:
Der Stein in der Hosentasche kann schnell zum Stein des Anstoßes werden, und das nicht nur für die Christen, die am zweiten Weihnachtstag dem Märtyrer Stephanus gedenken, sondern auch für die Menschen aus Ländern, in denen gegen die allgemeine Erklärung der Menschenrechte verstoßen wird und daher bei uns Zuflucht und Schutz suchen. Denn in Ländern wie z.B. Nigeria, Iran, Irak und Afghanistan ist die Steinigung etwa für Homosexuelle und Frauen, die Ehebruch begehen, auch heute noch ein praktiziertes Strafmaß. Auch die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ hat mit dieser Foltermethode für einige Schlagzeilen im vergangenen Jahr gesorgt. Da fordern die mitgebrachten Steine nicht ein, auf wessen Deckel die nächste Runde geht, sondern sie fordern auf brutalste Art und Weise ein Menschenleben.
Der gedankenlose Brauch, der am Zweiten Weihnachtstag vielerorts begangen wird, hat nichts mit der Weihnachtsbotschaft zu tun und findet sich auch nicht in den neutralen Alternativbezeichnungen "Fest des Friedens" und "Fest der Liebe" wieder.
Diese Zeilen sollen keine Kritik daran üben, Weihnachten in einer Kneipe zu feiern. Wer wie das Fest gestaltet ist jedem freigestellt. Es wäre aber schön, wenn sie einen Stein ins Rollen bringen, der den Brauch des "Stephanus-Steinigen" überdenken lässt.

 

In diesem Sinne allen ein friedvolles Weihnachtsfest.

Ihre Christiane Daldrup