Info aus der Dülmener Zeitung von Loius Rauert
Mehrere Wochen nach der ersten Vermisstmeldung kam der Brief. Der Leutnant der Kompanie, in der Marias damals etwa 20 Jahre alter Großonkel während des Zweiten Weltkrieges diente, schickte schlechte Neuigkeiten: Karl Winkelmann war gefallen.
„Meine Oma hat mir das Schreiben mal gezeigt“, erklärt Maria. „Und als wir uns in der Schule näher mit dem Krieg beschäftigt haben, ist mir der Brief wieder eingefallen.“
Die rund 70 Jahre alte Botschaft ist längst nicht das einzige Relikt von damals, das Maria und ihre Schulkollegen in letzter Zeit entdeckt haben.
Die Viertklässler der Kardinal-von-Galen-Grundschule wissen mittlerweile genau, welche Spuren die beiden Weltkriege in Merfeld hinterließen. Von ihren gewonnenen Kenntnissen und Erfahrungen erzählen sie bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag in Merfeld.
„Besonders die Soldatennamen auf den Holztafeln in der Friedhofskapelle haben uns überrascht“, betont Lena. „Unter den weit über 100 gefallenen Menschen aus Merfeld fanden wir auch einige Familiennamen unserer Klassenkameraden.“
Juliana fügt hinzu: „Langsam bekamen die Namen ein Gesicht. Es waren Menschen mit einer Familie und einem eigenen Leben, das sie gerne noch lange führen wollten.“ Für absolute Stille sorgen die zwölf Schüler am Sonntag. Ein dickes Lob für den nachdenklichen Vortrag gibt es von Ortsvorsteher Helmut Temming: „Die Kinder haben das viel besser gemacht, als es Erwachsene jemals geschafft hätten.“
Anfangs sei in ihrer Klasse nur wenig über die Kriegszeit bekannt gewesen, so Lehrerin Irmgard Knoke, die ihren Religionsunterricht für das Geschichtsprojekt nutzte. Ein Zeichen des Friedens wollen die jungen Experten durch ihren kleinen, mit zahlreichen weißen Papiertauben geschmückten Baum setzen, der nun auf dem Boden der Kriegergedächtniskapelle steht - direkt neben zwei großen Kränzen, die vom Merfelder Schützenverein sowie der Stadt Dülmen gestiftet wurden.