Info aus der Dülmener Zeitung von Julia Tweihoff
Rund vier Jahre hat es gedauert, bis die Renovierungsarbeiten an der Kapelle am Haus Merfeld vollständig abgeschlossen waren. Von archäologischen Untersuchungen des Bodens über die Stabilisierung des Dachstuhls bis hin zur Wiederherstellung sämtlicher Farben an Wänden, Statuen, Altar und Tabernakel wurde alles restauriert.
Einem kleinen Kreis von rund 30 Personen wurde es am deutschlandweiten „Tag des offenen Denkmals“ ermöglicht, an einer Führung mit Dr. Ulrich Reinke um und in dieser Kapelle in Merfeld teilzunehmen. Dieser Tag fand nach 2011 zum zweiten Mal in der Kapelle statt. 2011 liefen die Renovierungsarbeiten noch. Damals war vor allem über die archäologischen Befunde berichtet worden, die sich bei den Bodenuntersuchungen ergeben hatten.
Die Kapelle steht auf dem Privatanwesen der Familie von Croy und ist, abgesehen von Hochzeiten und der Fronleichnamsprozession, normalerweise nicht öffentlich zugänglich. Reinke ist beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) tätig und für die Denkmalpflege in Dülmen und Umgebung zuständig gewesen, er hatte die Renovierungsarbeiten von Anfang an fachlich begleitet. Mit dem Abschluss der Arbeiten ist auch er nun in Rente gegangen und begeistert von seinem abschließenden Auftrag: „Diese Kapelle ist ein kostbarer Schatz, sowohl geschichtlich, als auch kirchlich. Und natürlich von ihrer Ästhetik her.“ Sogar die deutsche Stiftung für Denkmalschutz habe diese Renovierung wegen der Bedeutung der Kapelle bezuschusst.
Trotz der Vielfalt an Farben wirkt die Kapelle einheitlich. Bei der Restaurierung wurde sie komplett frisch gestrichen, aber genau so, wie es zuvor ausgesehen hatte. Unter den abgeblätterten Farbresten und dem Putz fanden sich zahlreiche Hinweise auf die innere Gestaltung dieses Gotteshauses. So harmonieren hier nun Blau, Rot und Gelb in verschiedenen Farbtönen. Auch die Statuen sind vollständig restauriert worden. „Dies Gebäude ist ein Zeugnis mehrerer Jahrhunderte. Ohne Pflege und Engagement bleibt nichts erhalten. Deshalb bin ich sehr froh, dass die Familie von Croy sich für die Renovierung weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Vier Jahre sind lang, und am Ergebnis sieht man oft nicht die vielen Mühen, die dahinterstecken. Aber das Ergebnis ist wichtig. Schließlich sollen sich an dieser Kapelle noch viele Generationen erfreuen“, so Reinke.
Außerdem wird es noch einen weiteren Termin für eine solche Führung geben. „Uns ist so großes Interesse entgegen gekommen, dass wir nicht jeden einladen konnten“, so Kerstin Apke-Lobmeyer, die ebenfalls bei der Denkmalbehörde tätig ist. Sie verspricht: „Dank der Offenheit und des Engagements des Herzogs von Croy und seiner Frau wird der deutschlandweite Tag des offenen Denkmals hier auf jeden Fall noch einmal stattfinden.“

Ein Blick in die Historie
1466 ist die Kapelle erbaut worden, schon damals war sie keine Gemeindekirche, sondern immer in Privatbesitz. So, wie sie heute ist, ist sie eine Fassung aus dem 19. Jahrhundert. In der Zeit davor ist sie deutlich kleiner und schmaler gewesen. Erweitert wurde sie, weil die Sonntagsmessen von der damaligen Bauernschaft gut besucht waren. Zu der St. Viktor Kirche in Dülmen war es für viele zu weit, weshalb diese Kapelle jahrhundertelang eine große Rolle für die Anwohner spielte. Im 19. Jahrhundert kamen die Orgel und der Beichtstuhl hinzu. Auch im Innenraum ist das Meiste aus dem 19. Jahrhundert erhalten. Ein Teil der Bänke und der Tabernakel stammt noch aus der Barockzeit (1680-1780).