Bericht aus der Dülmener Zeitung von Kristina Kerstan / Fotos Soldaten: privat; Gruppenfoto: JOC Ysselsteyn, facebook

Dülmener Jugendliche besuchen mit dem Rad niederländische Kriegsgräberstätte Ysselsteyn

Ysselsteyn

Josef Horstklas

Josef Horstklas

Josef David

Josef David

Karl Baumeister

Karl Baumeister

Theodor Mengelkamp

Theodor Mengelkamp

Dülmen. Über 350 Kilometer werden hinter den 25 Jugendlichen liegen, die heute Abend wieder in Dülmen zurückerwartet werden. 350 Kilometer, die sie von Dülmen ins niederländischen Ysselsteyn und zurück führten. 350 Kilometer - verbunden mit zahlreichen emotionalen Momenten. Denn die Jugendlichen besuchten bei der Tour der Gemeinde St. Viktor die deutsche Kriegsgräberstätte Ysselsteyn. Dort sind vier im Zweiten Weltkrieg gefallene Dülmener begraben worden, gemeinsam mit weit über 31.000 weiteren deutschen Soldaten.
Theodor Mengelkamp, Josef Horstklas, Josef David und Karl Baumeister waren zwischen 18 und 38 Jahre alt, als sie im Oktober 1944 im Großraum Arnheim beziehungsweise bei den Kämpfen an der Maas ums Leben kamen. Im Vorfeld der Radtour hatten Angehörige Trautmann Bilder der Verstorbenen zur Verfügung gestellt. „Wir haben die Fotos vergrößern und in Folie laminieren lassen“, berichtet der Pfarrdechant von St. Viktor. „Die Fahrt ist ein Stück Erinnerungspädagogik, zumal im Jahr des Gedenkens an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren beziehungsweise des Zweiten Weltkrieges vor 75 Jahren.“
Am Donnerstagabend feierte die Gruppe zunächst eine Eucharistiefeier unter freiem Himmel, dann besuchten die Jugendlichen bei einem Fackelzug die vier Gräber der Dülmener. Dort befestigten sie die laminierten Bilder an den Grabkreuzen und stellten ein Grablicht auf. „So bekommen die Toten inmitten der Anonymität ein Gesicht“, betonte Trautmann.
Den gesamten Donnerstag über verbrachte die Gruppe an der Kriegsgräberstätte, wo die Deutsche Kriegsgräberfürsorge ein Jugendcamp betreibt. Vormittags hatte sie sich dort zunächst in Kleingruppen mit Einzelschicksalen von Gefallenen beschäftigt, zu denen Plakate erstellt wurden. Bereits am Vortag hatten die Dülmener das Gräberfeld bei einer Führung kennengelernt.
Dort fand am Donnerstag eine Beisetzung statt, an der die Jugendlichen und ihre Betreuer teilnahmen. Ein im Krieg gefallener Soldat sei erst kürzlich anhand von DNA-Proben identifiziert worden, so Trautmann. Unter anderem im Beisein seines Sohnes, der jahrelang das Schicksal des Vaters recherchiert hatte, wurden die Gebeine nun von einem anonymen in ein namentlich gekennzeichnetes Grab umgebettet. Die Dülmener gestalteten die Beisetzung, an der auch deutsche und niederländische Soldaten teilnahmen, mit. Dafür sei die Familie sehr dankbar gewesen, berichtet Trautmann. „Es sind viele Tränen geflossen“, beschreibt er den emotionalen Moment. Im Anschluss stand eine Fahrt zum Oorlogsmuseum in Overloon auf dem Programm.
Gestern verließ die Gruppe Ysselsteyn, mit einer Zwischenübernachtung in Xanten geht es zurück nach Dülmen. „Die Gruppenatmosphäre ist großartig“, lobt Trautmann, und auch das fast schon hochsommerliche Wetter sei aufseiten der Radfahrer. „Wir haben alle einen Sonnenbrand“, verrät der Pfarrdechant schmunzelnd.