Info aus der Dülmener Zeitung 
Ich habe einfach immer mehr gespürt, dass ich an meinem Leben vorbeigelebt hätte, wenn ich diesen Weg nicht gegangen wäre“, ist sich Schwester Oliva aus dem Benediktinerinnen-Kloster in Herstelle, einem kleinen Ort der Klosterregion in Ostwestfalen im Landkreis Höxter, rückblickend sicher. Am 23. November feiert die aus Dülmen stammende Schwester dort ihre goldene Ordensprofess. Seit dem 10. März 1962 lebt sie in dem Kloster und legte im November 1964 das ewige Gelübde ab.
„Seit dem Eintritt spürte ich, dass ich angekommen bin“, erklärt Schwester Oliva heute ihre Gefühle. „Und nun im Nachhinein fühlt es sich so an, als sei ich in meinem Leben vorher immer auf der Flucht gewesen.“ Vorher, das war vor über 50 Jahren. Zu dieser Zeit lebte die als Hedwig Kuhmann am 10. März 1941 in Dülmen geborene junge Frau ein ganz normales Leben und konnte sich nach eigener Aussage nie vorstellen, mal ins Kloster zu gehen. „Ich fand den Gedanken zunächst ganz furchtbar und hätte mir diese Lebensweise für mich nicht vorstellen können.“ Bei ihrer ersten Reise nach Herstelle mit 17 Jahren reiste sie nach wenigen Tagen bereits wieder ab. „Ein Jahr später fragte mich eine Bekannte, ob ich nicht die Ferien dort mit ihr im Dorf verbringen würde“, erinnert sie sich. Und auch danach führte sie ihr Weg immer wieder nach Herstelle. „Doch ein Eintritt ins Kloster war für mich immer noch keine Option, besonders nicht Herstelle.“ Es war wohl einfach ihr Schicksal, als sie mit 20 für drei Wochen ins oberbayrische Tutzing gehen wollte und ihr Vater es ihr verbot. „Ich wollte dort zu den Missionsbenediktinerinnen gehen, aber da ich noch nicht 21 war, war meinem Vater eine Reise so weit weg nicht geheuer.“ Eine Reise nach Herstelle dagegen erlaubte er ihr, also führte sie ihr Lebensweg abermals dorthin. „Die ebenfalls aus Dülmen stammende Schwester Beate lebte zu dieser Zeit schon dort und war überrascht mich zu sehen. Sie fragte, was ich dort wollen würde.“ Das wusste Kuhmann zu diesem Zeitpunkt selbst auch nicht. „Doch nur einen Tag später habe ich gewusst, hier gehöre ich hin!“ Von da an war ihr Entschluss gefasst. Sie wollte sich prüfen lassen, ob sie wirklich auf der Suche nach Gott ist.
Das Leben im Kloster war zunächst sehr ungewohnt, da es vor 50 Jahren dort noch recht streng zuging. Der Kontakt sei auf Eltern und die engsten Verwandten beschränkt gewesen. „Umso interessanter war es zu sehen, wie viele Kontakte im Laufe der Jahre wieder aufgelebt sind. Mich haben auch schon sehr viele Dülmener hier besucht.“ Die Verbindung zu ihrer Heimat sei nie abgebrochen, im Gegenteil. Besonders über den Kontakt zu Pfarrer Trautmann aus der St.-Viktor-Gemeinde, der auch schon bei ihr in Herstelle gewesen sei, freut sie sich. Und wenn die Sehnsucht nach Dülmen mal besonders groß ist, gibt es immer noch das kleine Dülmener Konvent. „Schließlich kommen von unseren 39 Schwestern sechs aus Dülmen. Da ziehen einen die Übrigen schon manchesmal mit auf“, schmunzelt sie.
Gemeinsam mit ihnen und über 30 weiteren Gästen wird sie am 23. November in einem Festgottesdienst ihr Gelübde erneuern. Im Anschluss folgt eine Feier. Auch ihre Schwester Mathilde Hölscher wird gemeinsam mit ihrem Mann Schwester Oliva an diesem Tag besuchen. „Ich freue mich auch darauf, bekannte Gesichter zu sehen. Gleichzeitig weiß ich aber, ich bin glücklich genau diesen Weg gegangen zu sein.“