Bericht aus der Dülmener Zeitung von Claudia Marcy

Sechs Pfarrgemeinden gestalteten einen eindrucksvollen Festgottesdienst zur Fusion St. Viktor

Dülmen. Ein siebenarmiger Leuchter vor dem Altar in der Kirche St. Viktor, darauf sechs Kerzen mit den Schutzheiligen der Pfarrgemeinden St. Joseph, St. Jakobus, St. Agatha, St. Mauritius, St. Antonius, St. Viktor. Die siebte Kerze in der Mitte des Leuchters ist die Fusionskerze, entzündet von Weihbischof Dieter Geerlings. Mit diesem symbolischen Akt am Samstagabend in der Kirche St. Viktor wurde die Fusion der sechs Pfarrgemeinden zur neuen, großen Gemeinde St. Viktor Dülmen vollzogen.
Der Weihbischof stellte klar, was das bedeutet: Die Kirchengemeinden St. Joseph, St. Jakobus, St. Agatha, St. Mauritius, St. Antonius „hören auf zu existieren“, auch wenn die Kirchen als Filialkirchen weitergeführt werden und „die Gemeinden ein gutes Stück eigenständig bleiben“. Die neue Kirchengemeinde St. Viktor Dülmen müsse nun mit Leben gefüllt werden, appellierte Geerlings an die Gemeindemitglieder, sich dem Wandlungsprozess zu stellen und ihn mit „Dynamik, Fantasie und Experimentierfreudigkeit“ zu gestalten. Der Fusionsgottesdienst, vom Lenkungsausschuss sorgfältig vorbereitet, stieß in der Gemeinde auf großes Interesse. Obwohl zusätzliche Stühle aufgestellt worden waren, fanden viele Besucher nur Stehplätze. Ihnen bot sich ein überwältigender Anblick: Im Altarraum hatten die Bannerabordnungen aus den Gemeinden Platz genommen. Um den Altar hatten sich Messdiener, Priester und Diakone aus allen sechs Gemeinden versammelt, darunter Dr. Hans Döink, früherer Pfarrdechant aus St. Viktor und Vorgänger von Markus Trautmann. Dessen Ernennungsurkunde zum leitenden Pfarrer der neuen Großgemeinde las Weihbischof Dieter Geerlings im Gottesdienst vor und gratulierte Trautmann zu der neuen Aufgabe.
Geerlings, der den Gottesdienst zelebrierte, sprach wiederholt die Sorge der Gemeindemitglieder an, durch die Fusion werde kirchliches Leben vor Ort abgebrochen. „Christus bleibt derselbe“, versicherte Geerlings, dass der Kern der Kirche unangetastet sei. Er machte jedoch auch deutlich, dass die Fusionsprozesse in Dülmen und anderen Gemeinden in eine für das Christentum schwierige Zeit fallen. „Das Christentum schwächelt“, stellte er nüchtern fest, verwies darauf, dass aber auch anderen großen Gemeinschaften wie der EU heute Skepsis entgegenschlage.
Doch trotz aller Ängste und Befürchtungen vor einer Großgemeinde: Am Samstagabend überwogen Zuversicht und das Gefühl, es gemeinsam zu schaffen. Dazu beigetragen hatte der Festgottesdienst mit seiner Klangfülle und Farbenpracht. Vor allem der gemeinsame Chor, zusammengesetzt aus Mitgliedern aller Kirchenchöre und abwechselnd geleitet von den Kantoren Christoph Falley und Thomas Drees, demonstrierte eindrucksvoll und gewaltig Gleichklang und Harmonie und gab dem Gottesdienst eine besondere Note. Bürgermeisterin Lisa Stremlau brachte es beim anschließenden Empfang im Festzelt in ihren Grußworten auf den Punkt: Habe man vorher wegen der Unsicherheit, die eine Fusion mit sich bringe, nicht gewusst, ob man rückhaltlos gratulieren könne - nach diesem Gottesdienst sei das aus vollem Herzen möglich, sagte sie.


SO WURDE DAS ZUSAMMENWACHSEN SYMBOLISIERT

Kerzen: Vertreter der sechs Gemeinden brachten je eine Kerze zum siebenarmigen Leuchter, die mit dem Licht der Osterkerze entzündet wurde. Die siebte, die Fusionskerze, wurde vom Weihbischof entzündet.
Kirchenbücher: Die sechs neuen Kirchenbücher wurden von Vertretern der sechs Gemeinden vor den Kerzenleuchter gelegt: Taufbuch (St. Agatha), Erstkommunionbuch (St. Antonius), Firmungsbuch (St. Mauritius), Eheregister (St. Jakobus), Kirchenaustritte-Heft (St. Viktor), Sterberegister (St. Joseph).
Gaben: Vertreter der Gemeinde legten einen Gegenstand am Leuchter ab, der die alte Gemeinde charakterisiert und zeigt, dass diese Stärke in die neue Großgemeinde übergeht: Kinderspielzeug aus dem Kindergarten St. Antonius für die Lebendigkeit von Familien, Notenständer vom Jugendchor der Kantorei St. Joseph für jugendliches Engagement, Kleidung aus den Werkstätten Karthaus für Integration, Fotoalbum der Senioren St. Mauritius für Geselligkeit, Stern der Sternsinger St. Agatha für das Engagement für Menschen in Not, Sitzungsprotokoll des Kirchenvorstandes St. Viktor für diejenigen, die im Hintergrund arbeiten und Seelsorge ermöglichen.

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