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Zum dritten Advent:

"Mache dich auf, werde licht!"
 

Wenn man in diesen Tagen abends durch die Innenstadt läuft, sieht man Dülmen in einem Lichtermeer aus vielen kleinen Lämpchen erstrahlen. Die Buden am Weihnachtsmarkt, die Lichtgirlanden über den Straßen, die beleuchteten Adventsfenster am Rathaus – alles wirkt warm und hell.
Auch hinter den Fenstern der heimischen Stuben kann man viele Kerzen und Lichterketten erahnen.
Nach den langen dunklen Novembertagen fühle ich mich durch die vielen Lichter beinahe geborgen und zuversichtlich.
Unweigerlich kommt mir dabei der Vers „Mache dich auf, werde licht!“ (Jesaja 60,1) in den Sinn.
Diese fünf Worte haben es aber ganz schön in sich, fordern sie doch dazu auf, sich von der adventlichen Wohlfühlstimmung und der damit verbundenen Sentimentalität zu lösen, sich in Bewegung zu setzen und sich mit dem Dunkel zu befassen – dem Dunkel in der Welt, aber auch dem Dunkel in einem selbst.
Das Dunkel liegt uns nicht. Wir sehen seit Urzeiten eine Bedrohung darin und möchten es von uns weisen, es vertreiben. Das wird in diesen Tagen besonders deutlich.
Vielleicht liegt darin auch die zunehmende „Aufrüstung“ der Adventsbeleuchtung in den letzten Jahren begründet. Kunstvolle Lichtgebilde strahlen an den Häusern, blinkende und bunte Lichterketten schlängeln sich durch die kahlen Sträucher der Vorgärten, goldene Sterne glitzern in den Fenstern, Kerzen werden längst in Großpackungen nach Hause getragen.
Bei so viel Kunstlicht und wohliger Atmosphäre fällt es schon schwer, den Weg durch den Advent zu beschreiten, um dem Lichtglanz der Heiligen Nacht entgegenzugehen. Da ist der Weckruf „Mache dich auf, werde licht!“ schnell überhört.
„Werde licht!“ verlangt nicht, selbst ein Licht zu werden. Hier geht es um das Adjektiv aus altem Sprachgebrauch, das heute leider kaum noch Verwendung findet. Es bedeutet nichts anderes als hell zu werden – durchscheinend für das Licht, das uns von Gott geschenkt wird.
Der Zuruf gilt uns, damit unser Leben „licht“ wird, erleuchtet von dem Licht, das in Jesus auf die Welt gekommen ist. Es strahlt in unsere Dunkelheit hinein und nimmt ihr den Schrecken.
Betrachten wir zum Vergleich die Adventskalenderbilder in den Fenstern des Dülmener Rathauses: erst durch das Licht aus den Zimmern entfaltet sich das Motiv und die Farbenpracht nach außen. Ohne dem bleiben die Bilder matt und schwer erkennbar.
Dass sich die Pracht Gottes durch uns entfaltet, dazu sind wir Christen durch die Taufe beauftragt.
Ja, die Weihnachtsbeleuchtungen in der Innenstadt und auch zu Hause strahlen eine anheimelnde und einladende Stimmung aus und bringen Wärme und Helligkeit in die dunkle Jahreszeit.
Doch letztlich ist es das Licht Jesu, in dem ich mich wirklich geborgen und zuversichtlich weiß.

„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!“
– ein Zuruf an uns, besonders jetzt zur Adventszeit.

Ihnen eine frohe und lichte Adventszeit!
Ihre

Christiane Daldrup